Mit brasilianischer Musik assoziiert man Bossa und Samba. Musik jedenfalls von jazzig-lyrischer Laszivität oder afrikanischer Perkussivität. Renato Borghetti indes kommt von einem anderen ethnomusikalischen Planeten: dem südbrasilianischen Rio Grande do Sul, der Heimat der Gauchos, der südamerikanischen Cowboys, die musikalisch mehr mit dem benachbarten Argentinien teilen und unverwechselbare Formen wie den Chamamé, den Chacarera oder die Milonga hervorgebracht haben. Renato Borghetti ist eines jener musikalischen Unikate, die lokale Traditionen mit der Muttermilch aufgesogen, individuell weiterentwickelt und mit weiteren Formen (wie Tango, Samba und Jazz) durchsetzt haben.
Renato Borghetti oder ?Borghettinho?, wie ihn seine Fans liebevoll nennen, nimmt Platten seit Anfang der 80er Jahre auf, die erste seiner mittlerweile 19 CDs war auch die erste Instrumentalplatte Brasiliens, die je Gold gewann. Seine frontale, von Souveränität und Spielwitz geprägte Darbietung erinnert etwas an das Feeling des Cajun und Zydeco Louisianas, - und wie dort verbindet sich auch hier Europäisches mit Afrikanischem, konkret: spanisch-italienische Melodik mit afroamerikanischer Rhythmik. Trotz aller Experimente bleibt Borghetti durch und durch Gaucho, wie er durch sein Bühnenstyling stolz betont, mit langem Haar, Schlapphut, weiten Hosen und Stiefeln.
Er stand bereits mit Grössen wie Luís Gonzaga, Hermeto Pascoal, Sivuca, Dominguinhos, Stephane Grapelli und Ron Carter auf der Bühne, und auch hierzulande haben seine Auftritte mittlerweile zu ?Suchterscheinungen? bei Publikum wie Veranstaltern geführt: Begeisterungsstürme anlässlich der Live-Auftritte bei Brasil 2000 im Wiener WUK und bei den Wiener Akkordeonfestivals 2002 und 2004 waren die Basis für erfolgreiche Tourneen und eine stetig wachsende Fangemeinde. So war es denn nur ein logischer Schritt, auch die erste Europa-CD in Österreich einzuspielen: ?Gauchos? wurde vom Wiener Label Quinton Records produziert, umgehend für den renommierten Preis der Deutschen Schallplattenkritik nominiert und 2005 auf zahlreichen umjubelten Konzerten in ganz Europa präsentiert.
